Bewegte Bilder auf der JOYCE

 

Vor einiger Zeit fand ich in den Weiten des Internets die Seite Nostalgia8, die sich u.a. mit CP/M, Logo und BasiCode befasst. Besonders imponiert hat mir ein Projekt aus dem Jahr 1992, das seiner Zeit voraus war.

Henk van Deelen, ein niederländischer Computerfreund, wollte BasiCode-Nutzern die Programmiersprache Logo zugänglich machen. Das heißt, unter Basic wurde zunächst der Bascoder gestartet. Dieser schränkt auf vielen Computern das ursprüngliche Basic ein, macht es auch langsamer – BasiCode hat wegen der angestrebten vielseitigen Verwendbarkeit eine Reihe von einzuhaltenden Vorgaben. In dieser Umgebung wird wiederum eine Logo-Umgebung bereitgestellt – natürlich wäre ursprüngliches Logo auf diesem Computer schneller.

Zu diesem Projekt gibt es das Programm-Paket bc3logo.zip, das Ihr über die URL http://www.nostalgia8.nl/logo/bc3logo.zip downlaoden könnt (bei Bedarf bitte den LINK kopieren).

       


Das Ziel waren aber die Computer, für die es kein Logo gab; deren Nutzer sollten auch die Chance erhalten, in diese Sprache “hineinzuschnuppern“. Allerdings geht es hier nur um das Arbeiten mit der “Schildkröte“, dem Logo-eigenen Zeichenwerkzeug. Die sonstigen Fähigkeiten des oft zu Unrecht als “Programmiersprache für Kinder“ geschmähten Logo fallen unter den Tisch, wie die mathematischen Funktionen einschließlich der leichten Anwendbarkeit von Rekursion und die Listenverarbeitung.

Schon das BasiCode-Programm für das Zeichnen von Grafiken wurde so lang, dass es für unsere JOYCE zu groß geriet; nur mit Trickserei reicht der Arbeitsspeicher für das Zeichnen wenigstens des Intro-Screens (Bild ganz oben rechts. Platz für das zu erstellende Logo-Programm muss schließlich auch noch übrig bleiben. Außerdem ist es unzumutbar langsam, heute sind Computer um Größenordnungen schneller und haben mehr Speicher zur Verfügung. Auch unsere Oldies haben in der Emulation oft eine Option für einen beschleunigten Ablauf. Wie gesagt: damals war die Zeit noch nicht reif.

Doch in dem Paket sind auch zwei BasiCode-Anwendungen, die mit den erzeugten Animationsdateien arbeiten und mit weniger Platz auskommen. Wegen der geringen Verbreitung von Niederländisch-Kenntnissen habe ich sie ins Deutsche übertragen.  

Das erste Beispiel ist ANIMATIO.BC3, damit können Sie bewegte Bilder auf dem Bildschirm zeigen. Das darin enthaltene Animationsunterprogramm ist für die Verwendung in anderen Basicprogrammen vorgesehen. Die Bilder werden aus einer Datei gelesen und anschließend zu einer flüssigen Animation mit Zwischenbildern verarbeitet.

         


Auf der Diskette befinden sich drei Beispielanimationsdateien: RONDFL, LOGOFL und ANIMAFL. Um eine Animation zu starten (…) fragt das Programm nach dem Namen der Animationsdatei. Wenn die Animation gestartet ist, kann die Anzahl der Zwischenbilder mit den Tasten geändert werden. Das Programm kann auch mit der E-Taste beendet werden. Die A-Taste gibt eine kurze Erklärung der möglichen Tasten.

Die drei vorbereiteten Datensätze erzeugen einen Würfel, ein sich drehendes Viereck, um das sechs Linienstücke herumtanzen und eine 3 1/2-Zoll-Diskette.

Das zweite Beispiel ist RUNDFLUG.BC3. Es ist ein Programm zur perspektivischen Darstellung eines Objekts oder Gebäudes. Es ist möglich, dieses Objekt aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Diese Bilder können mit der S-Taste, gefolgt von der RETURN-Taste, gespeichert und direkt als Animationsdatei verwendet werden. Das Programm beginnt mit einer Erläuterung der Möglichkeiten. (...) Sie können das Programm beenden, indem Sie die E-Taste und anschließend die RETURN-Taste drücken. (Aus der niederländischen Dokumentation übersetzt mit der kostenlosen Version des DeepL Übersetzers.)

     


Auf der Original-JOYCE laufen die beiden Programme wie schon erwähnt nicht so flott, in der CP/M-Box mit aktiviertem Turbo (Taste F11) sieht das schon anders aus. In anderen Emulationen und in Umgebungen wie dem Online-Bascoder, Basicode@DFend, PC-Basic oder BBC Basic for Windows, geht es sogar farbig zu, unsere JOYCE ist ja leider monochrom.  

Für ganz Ungeduldige sind im Programm-Paket auch die bereits startfähigen kompilierten Versionen vorhanden, für heutiges Windows müssen diese EXE-Dateien aus der DOS-Box heraus gestartet werden.

Fazit: Ein weiteres der seltenen Farb-BasiCode-Programme, ein interessantes Stück Software und vermutlich auch die Spitze dessen, was angesichts der Einschränkungen erreichbar ist.


Thomas Rademacher . August 2021